Eine Scheidung ist für alle Beteiligten eine große Belastung und führt regelmäßig zu Streit und Auseinandersetzungen. Damit wir Ihr Verfahren gleichwohl kontrolliert und zügig zu Ende bringen können, möchten wir Ihnen folgende Ratschläge mitgeben:
1. Ist Ihre Ehe wirklich gescheitert?
Ist Ihre Ehe wirklich gescheitert oder befinden Sie sich in einer Krise, die ggf. noch überwunden werden kann? Krisen tretenin jeder Ehe auf. Dies muss noch nicht zu einer Scheidung führen.
Denken Sie daran: Auch eine Scheidung löst nicht alle Ihre Probleme. Sie bedeutet regelmäßig emotionale Belastungen und Verluste für beide Ehepartner.
Deshalb unser Rat: Bleiben Sie mit ihrem Partner in Kontakt Reden Sie miteinander. Klären Sie, Sie beide noch tun können, um Ihre Ehe noch zu retten.
Wenden Sie sich an eine Eheberatung. Nach unserer Erfahrung kann dies oft dazu führen, dass eine Krise überwunden und die Ehe gerettet werden kann.
2. Entscheiden Sie trotzdem zügig
Auch wenn Sie Ihrer Ehe noch eine Chance geben wollen: Es bringt nichts, mit der Entscheidung zu lange zu warten. Zaudern Sie nicht. Machen Sie Ihrem Partner klar, was auf dem Spiel steht. Oft lenkt ein Partner ein, wenn er merkt, dass der andere es wirklich ernst meint.
3. Werden Sie nicht zum Einzelkämpfer
Holen Sie sich Hilfe. Oft können Freunde und Verwandte helfen und einem zumindest das Gefühl geben, nicht allein zu sein. Oder Sie entscheiden sich für einen professionellen Coach (Eheberater, Therapeuten, Psychologen, Mediatoren oder ein Rechtsanwalt). Das ist wichtig, um einen klaren Kopf zu behalten. Auch können außenstehende Personen Ihnen einen neutralen Blick auf die Sache vermitteln und emotionslos Ratschläge erteilen, wie Sie am besten weiter vorgehen.
4. Betrachten Sie auch die positiven Seiten
Eine Scheidung nimmt in der Regel beide Partner körperlich und emotional sehr mit. Indem Sie Ihr bisheriges Leben aufgeben, fangen Sie aber auch ein neues Leben nach der Scheidung an. Sie werden nicht zwangsläufig auf der Straße stehe. Auch müssen Sie sich nicht unbedingt sofort um Ihr Einkommen sorgen. Dafür gibt es den sogenannten Trennungsunterhalt, der Sie finanziell absichert. Suchen Sie Ihre Stärken. Seien Sie offen für eine neue Beziehung.
5. Planen Sie rechtzeitig Ihr Leben nach der Scheidung
Planen Sie, wie Sie nach der Scheidung leben und dieses Leben finanzieren können. Ihr Ehegatt muss Ihnen zwar Trennungsunterhalt und ggf. Kindesunterhalt zahlen. Oft geschieht dies aber erst mit Verzögerungen und nicht in der richtigen Höhe. Bauen Sie Rücklagen auf, wenn Sie noch keine haben.
Wichtig: Ermitteln Sie die Finanzen Ihres Ehegatten. Prüfen Sie seine Einnahmen und Kontoauszüge an. Schafft er möglicherweise schon Geld beiseite? Kopieren Sie alle wichtigen Unterlagen (z.B. Verträge, Kreditverträge, Urkunden) und heben diese auf.
6. Richten Sie sich ein eigenes Bankkonto ein
Ihr eigenes Bankkonto macht Sie unabhängig. Sie können mit Ihrem Guthaben machen, was Sie wollen und müssen sich nicht rechtfertigen. Ein gemeinsames Bankkonto ist dagegen gefährlich und führt in der Krise und nach der Trennung immer zu Schwierigkeiten. Ihr Ehegatte kann möglicherweise das Guthaben abheben oder gar das Konto überziehen. Teilen Sie Ihrer Bank mit, dass Sie in Trennung leben. Setzen Sie den Überziehungskredit zumindest herunter oder beseitigen Sie diesen ganz.
7. Vermeiden Sie verbitterte Trennungskriege
Eine streitige Scheidung dauert ggf. länger und belastet die Beteiligten. Versuchen Sie, dies professionell abzuwickeln. Ein Trennungskrieg, bei dem es am Ende nur noch darum geht, den Partner zu schädigen, verblendet und verzögert den Scheidungsprozess. Am Ende wird nur verbrannte Erde für alle hinterlassen.
8. Nehmen Sie die Hilfe eines Rechtsanwalts in Anspruch
Auch wenn Sie keinen Trennungskrieg wollen, sollten Sie sich von einem Rechtsanwalt unterstützen lassen. Dieser kann Eskalationen vermeiden, aber trotzdem prüfen, ob ggf. Sofortmaßnahmen erforderlich sind, wie z.B. Austauschen von Wohnungsschlössern, einstweilige Anordnungen gegen Ihren Partner). Zudem kann er z.B. die richtigen Vereinbarungen für das Sorge- und Umgangsrecht der Kinder, den Zugewinnausgleich oder die Übertragung von Immobilien ausarbeiten.
9. Nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Kinder
Ihre Kinder sind Ihre gemeinsamen Kinder. Sie brauchen wahrscheinlich beide von Ihnen. Kinder sind keine „Verhandlungsmasse“ im Scheidungsprozess. Jeder Ehepartner hat ein Umgangsrecht mit den Kindern und jedes Kind mit beiden Eltern. Dies hat nichts damit zu tun, wer von Ihnen später das Sorgerecht für die Kinder bekommt.
10. Sind Sie ehrlich bei den Formalien
Ein Scheidungsantrag kann – wenn kein Härtefall vorliegt – erst nach Ablauf eines sogenannten Trennungsjahres gestellt werden. Das bedeutet, „Tisch und Bett“ müssen getrennt sein. Oft sprechen sich Ehepartner wahrheitswidrig ab, hier falsche Angaben zu machen, weil sie meinen , sie könnten dann schneller geschieden werden. Hüten Sie sich vor solchen Falschangaben! Oft kommt dies im Verlauf des Prozesses heraus, weil Sie sich in Widersprüche verwickeln oder Ihr Ehegatte Sie schädigen will. Dann weist das Gericht Ihren Scheidungsantrag zurück und Sie müssen die Kosten tragen.
11. Dokumentieren Sie Vereinbarungen
Auch wenn beide Ehepartner über die einvernehmliche Scheidung einig sind: Halten Sie alle Vereinbarungen mit Ihrem Ehepartner schriftlich fest. Oft kommt es vor, dass sich der Ehepartner an vorherige mündliche Zusagen oder Vereinbarungen nicht mehr erinnern will. Aber: Regelungen für das Sorge- und Umgangsrecht mit Kindern, den Zugewinnausgleich oder die Übertragung von Immobilien sollten Ihr Rechtsanwalt ausarbeiten.